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Wie wir anderen unbewusst erlauben, uns schlecht zu behandeln

Wie wir anderen unbewusst erlauben, uns schlecht zu behandeln

Wir gehen oft mit der Vorstellung durchs Leben, dass Menschen entweder gut zu uns sind – oder eben nicht.

Wir glauben, dass das von bestimmten Kriterien abhängt, auf die wir keinen Einfluss haben. Wenn sie uns gut behandeln, liegt das daran, dass sie einen guten und großzügigen Charakter haben; Behandeln sie uns schlecht, liegt das einfach daran, dass sie selbst von Natur aus schlecht sind.

Was wir dabei jedoch oft übersehen, ist eine tiefere Einsicht: dass das Verhalten der Menschen uns gegenüber in hohem Maße davon bestimmt wird, wie wir uns verhalten. Der Grad ihrer Freundlichkeit oder Rücksichtslosigkeit ist fein darauf abgestimmt, was wir selbst ihnen (weitgehend unbewusst) darüber mitteilen, welchen Umgang mit uns wir verdienen.

Es werden immer wieder Menschen versuchen, mit allem durchzukommen, womit sie können. Es gibt viele Gründe, die Menschen zu niedrigsten Formen von Verhaltens neigen lassen: Egoismus, Bosheit, Gleichgültigkeit, Faulheit, Nachlässigkeit. Die genaue Intensität, mit der solche Verhaltensweisen um uns herum zum Tragen kommen, hängt dann davon ab, ob wir sie unterbinden – und auf eine Besserung drängen.


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Der Bereich, in dem sich diese Wechselhaftigkeit am intensivsten und oft tragischsten zeigt, sind Partnerschaften. Stellen wir uns zwei Menschen vor, die sich vor kurzem kennengelernt haben. Während sie sich kennenlernen, senden beide mikroskopisch kleine Botschaften über ihre Erwartungen aus – und über ihre jeweilige Fähigkeit zu handeln, wenn diese nicht erfüllt werden.

Nehmen wir an, eine Person sagt, dass ihr Sauberkeit sehr wichtig ist. Nehmen wir aber auch an, dass diese Person, wenn ihr*e Partner*in Essensreste auf ihrem Schreibtisch verteilt und liegen lässt, das unkommentiert lässt. Vielleicht ärgert sie sich, aber nicht mehr. Durch ein solches Verhalten erreicht den*die Partner*in die Botschaft: Diese Person steht nicht für sich selbst ein. Sie sagt alles Mögliche, aber das hat keine Konsequenzen.

Aus solchen kleinen Anfängen können sich größere Konsequenzen ergeben. In den schrecklichsten Fällen kann eine Person davon ausgehen, dass der*die Partner*in die ungeheuerlichsten Verhaltensweisen durchgehen lassen wird – Verrat, Gewalt, Lügen usw. Und in manchen Fällen wird sie das ausnutzen.

Wenn wir unsere Vergangenheit nicht verstehen, müssen wir immer wieder einen hohen Preis zahlen

Das Tragische daran ist, dass Menschen, die schlecht behandelt werden, fast immer diejenigen sind, die schon vorher schlecht behandelt wurden, meist in der Kindheit. Eine schlechte Kindheit bedeutet nicht nur eine einmalige Strafe. Wenn wir ein solches Erbe nicht verstehen, müssen wir immer wieder einen hohen Preis zahlen, bis wir das Leid, das wir in unserer Vergangenheit ertragen mussten, erkennen und stoppen.

Einige von uns hatten keine andere Wahl, als schreckliche Verhaltensweisen zu dulden, um die Umstände unserer frühen Jahre zu überstehen. Unser Vater war vielleicht sarkastisch und herablassend, unsere Mutter völlig egozentrisch und passiv aggressiv. Aber wir konnten – im Alter von fünf Jahren – nichts dagegen tun.

Es gab keine Anwälte, die wir anrufen konnten, oder andere Einrichtungen, zu denen wir gehen konnten. Und so entwickelten wir eine Fähigkeit, die, obwohl sie damals absolut sinnvoll war, für den Rest unseres Lebens einen schweren Tribut forderte: Wir lernten, eine entsetzliche Behandlung zu ertragen, wir gewöhnten uns daran, dass unsere Grenzen verletzt werden; wir lernten zu überleben, indem wir uns damit abfanden, dass auf uns herumgetrampelt wurde.

Diese Erwartungen nehmen wir dann mit in unsere Beziehungen als Erwachsene. Hier senden wir von Anfang an eine verheerende Botschaft aus: Du kannst mich schlecht behandeln und ich werde nicht wissen, dass ich mich wehren kann. Du kannst mehr nehmen als das, was dir zusteht, und ich werde denken, dass das meine Schuld ist.

Du kannst mich ausnutzen, und ich weiß nicht, wie ich Nein sagen soll und ich werde denken, das sei normal. Ich habe mich an ein unerträgliches Maß an Leid gewöhnt und deshalb kannst du mit mir machen, was du willst.

Wir merken nicht einmal, dass wir uns in einer grausamen Beziehung befinden

Lange Zeit wissen wir das nicht über uns selbst. Wir merken nicht einmal, dass wir uns in einer grausamen Beziehung befinden und die Fähigkeit verloren haben, das lautstarke und notwendige „Stopp“ zu sagen. Wir reden uns ein, dass jeder Mensch kompliziert ist, dass es so etwas wie eine perfekte Beziehung nicht gibt. So verdrehen wir handfeste Wahrheiten zu unseren eigenen traurigen, selbstverleugnenden Zwecken.

Es ist daher an der Zeit, uns zwei einfache Fragen zu stellen:

  1. Waren wir in unserer Kindheit gezwungen, uns mit unangemessenen elterlichen Figuren abzufinden?
  2. Gibt es vielleicht Anzeichen dafür, dass wir – mit einem nüchternen, aber wohlwollenden Blick betrachtet – in einer aktuellen Beziehung weit mehr schlechte Behandlung hinnehmen, als wir sollten?

Wenn die Antworten auf beide Fragen „ja“ lauten, sollten wir den Mut zur dunklen Einsicht haben. Wir sollten nicht unsere ganze Energie darauf lenken, auf unser Gegenüber wütend zu sein; stattdessen können wir unseren Zorn auf die ursprüngliche Situation in der Kindheit richten, die uns gelehrt hat, bestimmte Dinge zu tolerieren.

Dann sollten wir etwas tun, wozu wir früher nicht in der Lage waren: unsere Situation genau betrachten und nötigenfalls – mit Höflichkeit und Diplomatie, aber vor allem mit Entschlossenheit – gehen.


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By The School of Life

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