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Wann sind wir mental gesund?

Wann sind wir mental gesund?

Unsere Gehirne funktionieren so effizient und reibungslos, dass wir leicht übersehen können, was für eine außergewöhnliche und komplexe Errungenschaft es ist, sich geistig gesund zu fühlen. Ein Geist in gesundem Zustand führt im Hintergrund ständig eine Reihe von fast schon übernatürlichen Operationen aus, die uns einen Zustand von Klarheit und Zielstrebigkeit ermöglichen.

Um zu verstehen, was psychische Gesundheit (oder ihr Fehlen) ist, sollten wir uns einen Moment Zeit nehmen und uns überlegen, was in den Winkeln eines gut funktionierenden Geistes vor sich geht:

– Zuallererst ist ein gesunder Verstand einer, der auswählen kann.

Es ist ein Geist, dem es gelingt, aus Tausenden von wirren, dramatischen oder beunruhigenden Gedanken jene besonderen Ideen und Empfindungen herauszufiltern, die wir aktiv verfolgen müssen, damit wir unser Leben wirksam lenken können.

– Teilweise bedeutet dies, dass wir selbstkritische Stimmen ignorieren müssen.

Solche Stimmen, die uns immer wieder sagen wollen, wie schlecht und nichtsnutzig wir sind – und das lange nachdem dieser harte Umgang mit uns selbst aufgehört hat, jedweden Zweck zu erfüllen. Wenn wir ein Vorstellungsgespräch führen oder jemanden zu einem Date einladen, versucht uns ein gesunder Geist nicht einzureden, dass wir von vornherein keinerlei Chancen haben.

– Gleichzeitig widersteht ein gesunder Geist dem Sog unfairer Vergleiche.

Er lässt nicht zu, dass die Errungenschaften und Erfolge anderer uns ständig aus der Bahn werfen und uns auf einen Zustand quälender Minderwertigkeit reduzieren. Er foltert uns nicht, indem er ständig unseren Zustand mit dem von Menschen vergleicht, die eine ganz andere Erziehung und andere Lebenswege und somit ganz andere Startvoraussetzungen hatten als wir.

– Ein gesunder Geist überschüttet uns nicht grundlos mit Angst.

Er weiß, dass es theoretisch unendlich viele Dinge gibt, um die wir uns Sorgen machen können: ein Blutgefäß könnte versagen, wir könnten in einen Skandal verwickelt werden, die Triebwerke des Flugzeugs könnten von den Tragflächen brechen … Aber er hat ein gutes Gespür für den Unterschied zwischen all dem, was denkbar ist, und dem, was tatsächlich passieren könnte. Er ist in der Lage, uns in Ruhe zu lassen mit wilden Spekulationen über mögliche Schicksalsschläge – in der Zuversicht, dass schreckliche Dinge entweder nicht geschehen werden oder gut genug bewältigt werden können, falls sie sich jemals ereignen sollten. Ein gesunder Geist weiß, dass zwischen ihm und der absoluten Katastrophe meist breite Steinstufen liegen und kein steiler und rutschiger Abhang.


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– Ein gesunder Geist hat Kammern mit schweren Türen, die sich zuverlässig verschließen lassen.

Er kann Dinge dort abschotten, wo es nötig ist. Nicht alle Gedanken gehören in jeden Augenblick. Im Gespräch mit der Großmutter lässt uns der Verstand mit den erotischen Bildern der vergangenen Nacht in Ruhe; während er sich mit einem Kind austauscht, kann unser Verstand seine zynischeren und menschenfeindlicheren Einsichten beiseiteschieben. Gedanken darüber, auf ein Zuggleis zu springen oder sich mit einem scharfen Messer zu verletzen, können kurz Aufblitzen aber werden nicht zu dauerhaften Fixierungen. Ein gesunder Geist hat die Kunst der Zensur gemeistert.

– Ein gesunder Geist kann seine eigenen übersprudelnden Sorgen beruhigen,

um sich von Zeit zu Zeit auf die Welt jenseits seiner selbst zu konzentrieren. Er kann präsent sein und sich mit dem beschäftigen, was und wer unmittelbar um ihn herum ist. Nicht alles, was er fühlen kann, muss in jedem Augenblick gefühlt werden. Der gesunde Verstand kann ein guter Zuhörer sein.

– Ein gesunder Geist verbindet ein angemessenes Misstrauen gegenüber bestimmten Menschen mit einem grundlegenden Vertrauen in die Menschlichkeit.

Er kann gegenüber Fremden ein weises Risiko eingehen. Er orientiert sein Handeln nicht an seinen schlechtesten Erfahrungen und zerstört somit nicht jede Möglichkeit, dass aus einer neuen Bekanntschaft etwas Gutes entsteht.

– Ein gesunder Geist versteht es, zu hoffen;

er identifiziert Gründe – und hält sich dann hartnäckig an ihnen fest-, um weiterzumachen. Gründe für Verzweiflung, Wut und Traurigkeit gibt es natürlich überall. Aber ein gesunder Geist weiß, wie man Negativität zugunsten unseres Durchhaltevermögens ausklammert. Er hat ein Auge für Beweise dafür, dass es noch Schönes und Gutes gibt. Er erinnert sich daran, Dinge wertzuschätzen; er kann sich – trotz allem – immer noch auf ein heißes Bad, Trockenfrüchte, dunkle Schokolade, ein Gespräch mit Freund*innen oder auf einen befriedigenden Arbeitstag freuen. Er weigert sich, sich von all den überwältigenden Argumenten für Wut und Mutlosigkeit zum Schweigen bringen zu lassen.

Die Beschreibung von Merkmalen eines gesunden Geistes hilft uns zu erkennen, an welchen Dingen wir kranken können. Die Komplexität dieser Ansprüche führt uns deutlich vor Augen, warum psychische Erkrankungen so häufig sind – und zugleich kein bisschen beschämender als körperliche Beschwerden. Zu wahrer psychischer Gesundheit gehört die aktive Einsicht, wie viel Krankheit selbst im scheinbar erfolgreichsten und erfülltesten Leben vorhanden sein muss. Deshalb sollten wir nicht länger zögern, Hilfe zu suchen, als wir es tun, wenn wir eine Brustinfektion oder ein verletztes Knie haben – und wir sollten uns deshalb niemals als weniger würdevoll und liebenswert erachten.


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