Das Geheimnis guter Zusammenarbeit
Wenn uns unsere Kolleg*innen nerven, verärgern oder enttäuschen, liegt die Erklärung auf der Hand: Wir sind von furchtbar verschnarchten, inkompetenten Leuten umgeben!
Dabei ist in Wahrheit jede Zusammenarbeit schwierig. Das hat verschiedene Gründe. Das Hauptproblem ist: Wir sind nicht unsere Kolleg*innen, unsere Kolleg*innen sind nicht wir. Stellen wir uns ein Baby vor: Anfangs begreift es nicht, dass seine Mutter ein eigenständiges Wesen ist. Erst im Verlauf eines langen, komplizierten Entwicklungsprozesses erkennt es (im Idealfall), dass Mutter oder Vater auch außerhalb der Beziehung zum Kind existieren, als Individuen mit eigener Biografie und Geschichte.
Es kann ein ganzes Leben lang dauern, bis wir bereit sind, das zu akzeptieren.
Denn unsere Vorstellung davon, wie andere Menschen sind und was in ihren Köpfen vor sich geht, orientiert sich hartnäckig an unseren eigenen Erfahrungen. Es fällt uns erstaunlich schwer zu begreifen, dass unsere Mitmenschen andere Fähigkeiten und Schwächen, andere Motive und Ängste haben und sich ganz wesentlich von uns unterscheiden. Offenbar konnte sich das menschliche Gehirn weiterentwickeln, ohne dieses Problem zu lösen. Vermutlich haben Einzelne und Gruppen über lange Zeit erfolgreich zusammengearbeitet, ja überlebt, ohne sich dafür zu interessieren, wie andere Menschen ticken.
Heute haben wir keine Kontrolle über unsere Kolleg*innen im Büro, benötigen aber ihre Hilfe bei der Ausführung komplexer Aufgaben. Uns selbst geben wir normalerweise keine klaren Anweisungen. Könnten wir dem inneren Monolog lauschen, den wir bei der Durchführung eines Projekts halten, wären wir wahrscheinlich überrascht über das Durcheinander von Worten, aus denen er besteht:
„Ja, ja. Mach schon! Ah, schnell, neinneinnein, zurück … ok, verstanden, verstanden … Nein. Ja. So ist es gut.“ So könnten es in uns aussehen, wenn wir – den Kopf vorgebeugt, die Unterlippe eingezogen – Bilder zur Illustration einer bestimmten Textpassage auswählen.
Arbeiten wir mit anderen zusammen, müssen wir lernen, diesen Bewusstseinsstrom in Vorschläge und Aufforderungen, Anweisungen und Befehle zu verwandeln, die sie verstehen und umsetzen können. Das ist ausgesprochen schwierig. Denn andere Menschen teilen weder unsere Vision noch unsere Interessen. Darum kommen sie auch nicht von selbst darauf, was wir brauchen.
Innere Überzeugungen und Beweggründe so zu vermitteln, dass andere damit etwas anfangen können, ist eine knifflige Angelegenheit. Besonders gut sind wir darin nicht. Aber das ist nicht unsere Schuld. Erschwerend kommt hinzu, dass jeder Mensch unter der Oberfläche ein bisschen schräg ist. Darum erfordert es einiges Geschick und Erfahrung, in der Zusammenarbeit das Beste aus ihm herauszuholen.
Häufig frustriert uns aber nicht nur, dass eine Zusammenarbeit schwierig ist. Wir sind auch frustriert, weil sie schwieriger ist als erwartet. Besser, wir gehen davon aus, uns selbst und einander grundsätzlich fremd zu sein. Dann rechnen wir von vornherein damit, Komplikationen und Hindernissen zu begegnen, deren Überwindung eine Menge Zeit kostet.
Leider ist auch unsere Bereitschaft, auf andere Rücksicht zu nehmen, ziemlich schnell erschöpft. Nur wenn wir sie immer erneuern kommen wir damit zurecht, dass unseren Mitmenschen schwerfällt, was wir einfach finden; dass sie Ermutigung brauchen; dass eine unverblümte Bemerkung, so wahr sie auch sein mag, eine katastrophale Wirkung auf sie haben kann.
Wir sind nicht daran gewöhnt, uns auf die komplizierte Psychologie, die Narben und Verletzlichkeiten einzustellen, die sich hinter der Fassade unserer Mitmenschen verbergen. Es kann große Aufmerksamkeit und viel Reflexion erfordern, herauszufinden, wie man einem Kollegen oder einer Kollegin in einer vertrackten Angelegenheit am besten begegnet. Diese Zeit und Mühe investieren wir nicht, wenn wir an der Überzeugung festhalten, der Mensch habe gefälligst unkompliziert zu sein.
Ruhe und Gelassenheit dagegen brächte die Annahme, dass es zwar schwierig ist, gut mit anderen zusammenzuarbeiten, aber auch interessant und ehrenvoll. Zusammenarbeit ist eine Aufgabe, die viel Sorgfalt und Nachdenken erfordert und die ständige Bereitschaft, ohne den geringsten Anflug von Panik an ihr zu arbeiten.
Dies ist ein Auszug aus unserem Buch ‘Calm’, das Sie in unserem Online Shop finden können.
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