10/13/2022
Liebe & Beziehungen, Selbst & Andere
Welche Rolle spielst Du in Deiner Beziehung?
Der Psychotherapie, vor allem der Transaktionsanalyse, verdanken wir eine zunächst befremdliche, aber nützliche Überlegung. Nämlich, dass jeder Mensch drei Persönlichkeiten in sich trägt. Und zwar
- ein Kind
- einen Elternteil
- und einen Erwachsenen.
Jede dieser Persönlichkeiten hat bestimmte Eigenschaften. Das Kind ist auf anrührende Weise schwach, bedürftig, verletzlich, vertrauensvoll und unfähig, für sich selbst zu sorgen. Es schreit nach Hilfe und Unterstützung, nach Struktur und Regeln und Zärtlichkeit. Die Eltern sind stark, dominant, kontrolliert, verantwortungsbewusst und oft kritisch. Sie neigen dazu, andere zu tadeln und zu bevormunden und haben alle Hände voll zu tun mit ihren vielen Pflichten und Sorge. Der oder die Erwachsene wiederum ist weder zu schwach noch zu stark, sondern vernünftig, nachdenklich, souverän, kreativ und freundlich.
Im Idealfall springen wir zwischen diesen drei Persönlichkeitstypen hin und her.
Im Idealfall springen wir zwischen diesen drei Persönlichkeitstypen hin und her. Mühelos füllen wir in unserer Partnerschaft mal die eine, mal die andere Rolle aus. Zwar sind wir meistens erwachsen. Aber wenn nötig, wechseln wir geschmeidig in den Eltern- oder Kindmodus.
Und das ist gut so. Denn es ist völlig gesund, zum Kind zu werden, wenn wir gestresst oder traurig sind. Wir machen uns klein, zeigen, dass wir in Not sind, bitten um Hilfe und vertrauen darauf, dass man uns freundlich und anteilnehmend begegnet. Dabei fürchten wir weder Angriffe noch Herabsetzung.
Zu anderen Zeiten ist es gebotener, in die Elternrolle schlüpfen. Etwa, wenn unser*e Partner*in in eine Krise gerät und in den kindlichen Modus verfällt. In der Elternrolle kümmern wir uns um ihn oder sie. Wir zeigen Nachsicht gegenüber ihren/seinen Schwächen, Irrationalitäten und Wutanfällen und bewahren Ruhe. Selbstbewusst vertrauen wir darauf, dass der kindliche Mensch an unserer Seite nach einer Weile wieder so reif und kontrolliert sein wird, wie wir ihn kennen.
Hat ein Paar kleine Kinder, sind die Erwachsenen über weite Strecken darauf festgelegt, ihre Elternrolle auszufüllen. Das ändert sich allerdings, sobald die Kinder im Bett sind. Dann dürfen selbst Eltern wieder süß, klein und ungezogen sein. Manchmal ist es aber auch erforderlich, dass einer oder eine von beiden den Erwachsenen spielt, den das bedürftige jüngere Ich des anderen ganz dringend braucht.
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Stecken wir in einer Rolle fest, entstehen Probleme
Probleme entstehen vor allem dann, wenn Menschen in Positionen feststecken und ausschließlich Kinder, Eltern oder Erwachsene sein können. Das gilt auch für Partnerschaften. Denn in manchen Beziehungen sind Kind- und Elternrolle fest verteilt.
Die eine Person ist immer ein bisschen schusselig und verantwortungslos. Sie lässt die Kleidung überall liegen, meldet sich nicht für eine Fahrstunde an, bringt die Klamotten nie zur Reinigung, vergisst einzukaufen und verliert ständig ihre Schlüssel. Ist man ausgeschlafen und gut gelaunt, findet man das ausgesprochen liebenswert. Aber Verantwortung überlässt man einer solchen Person nur ungern.
Anders die elterlichen Partner*innen: Sie sind super kompetent und zugleich immer gestresst. Sie tadeln und erinnern die Kinder unablässig daran, was sie zu tun haben. Mal zeigen sie Nachsicht, mal sind sie ärgerlich. Und manchmal strafen sie auch.
Mit dieser Rolle kann die tiefe Abneigung verbunden sein, Zugang zum eigenen kindlichen Selbst zu finden. Immer möchte man stark sein, immer die Rolle der Mama und des Papas, niemals die des Kindes spielen.
Warum aber bleiben Menschen – und damit auch Paare – in ihren Rollen stecken? Was erschwert es, flexibel zu sein? Und warum sind manche Menschen zu starr, um in andere Rollen zu schlüpfen?
Früher waren Rollenwechsel für uns bedrohlich
Der Grund liegt meistens in der Vergangenheit. Damals war ein Rollenwechsel bedrohlich. Vielleicht ertrug eine liebende Mutter oder ein liebender Vater nicht, dass das Kind erwachsen wurde. Um geliebt zu werden, musste es Kind bleiben.
Andere hatten das Gefühl, Kind bleiben zu müssen, weil sie beschimpft, gedemütigt oder „kastriert“ worden wären, hätten sie es gewagt, unabhängig zu sein und stolz auf die eigenen erwachsenen Ideale.
Dann wiederum gibt es Menschen, die in ihrer Kindheit so viel Angst und so wenig Unterstützung erlebt haben, dass für sie die Vorstellung, auch nur ein paar Stunden lang klein zu sein, eine unerträgliche Bedrohung darstellt. Später sind sie vielleicht glücklich damit, Mama und Papa zu spielen, aber Kind können sie niemals sein.
Wie immer weisen Selbsterforschung und Ehrlichkeit einen Weg aus der Sackgasse. Wenn wir uns unsere Probleme bewusst machen und im Gespräch an ihnen arbeiten, verlieren sie ihren Schrecken. Das Eingeständnis, ein Kind zu sein, das nicht wagt, erwachsen zu werden (oder in der Rolle eines Elternteils festzustecken, das nicht wagt, Kind zu sein), ist keineswegs kurios und verquer. Es deutet vielmehr darauf hin, dass sich jemand auf den Weg gemacht hat, nachzureifen und ein richtig guter Erwachsener zu werden.
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