Zurück zur Übersicht
Kann es sein, dass mein*e Partner*in mich heimlich hasst?

Kann es sein, dass mein*e Partner*in mich heimlich hasst?

Einige der dunkelsten Momente, die wir erleben können, sind die, in denen wir plötzlich entdecken, dass jemand, von dem wir glaubten, dass er oder sie uns liebt, uns in Wirklichkeit abgrundtief zu verabscheuen scheint.

Vielleicht konnten wir uns nicht verkneifen, in das Tagebuch zu schauen, das er oder sie auf dem Sofa im Wohnzimmer liegen gelassen hat, und lesen zu unserem Entsetzen – obwohl wir der festen Überzeugung waren, dass die andere Person auf unserer Seite steht –, dass unser*e Partner*in unsere Gewohnheiten anmaßend und unsere Art zu sprechen „aufgesetzt“ findet.

Vielleicht hören wir auch auf einer Party, wie er oder sie etwas sehr Unschmeichelhaftes und Gemeines über unsere Kleidung oder unsere Berufsaussichten sagt. Oder wir finden heraus, dass die andere Person eine flirtende Nachricht an jemanden geschickt hat, während sie neben uns im Bett lag.

Und aus diesen Fällen scheint es nur eine Schlussfolgerung zu geben: Unser*e Partner*in kann uns nicht ausstehen! Nichts, was man jetzt noch sagen könnte, egal wie eloquent oder leidenschaftlich, kann uns vom Gegenteil überzeugen.

In solch schmerzhaften Momenten tun wir gut daran, uns auf einen Gedanken zu besinnen, der wenig intuitiv ist, der aber verspricht, unsere verstörenden Gewissheiten zu verändern oder zumindest zu nuancieren: die Vorstellung, dass es möglich ist, alle möglichen äußerst negativen und kritischen Gedanken über einen Menschen zu hegen – und ihn dennoch aufrichtig zu lieben.


The School of Life
Unser Programm für Dein berufliches Wachstum

Unsere Workshops zur beruflichen Weiterbildung statten Dich mit den wichtigsten Fähigkeiten aus, um Deine Potenziale in der Arbeit zu entfalten. Unsere hilfreichen und transformativen Formate helfen Dir, erfüllt, authentisch und erfolgreich zu arbeiten. Wirf jetzt einen Blick in unser gesamtes Programm!

Erfolgsfaktor Vertrauen: Psychologische Sicherheit und Vertrauenskultur stärken

New Leadership: Führung für eine neue Arbeitswelt

Feedback als Wachstumsmotor: Ein Workshop zu Feedback und Growth Mindset


Um diese These zu belegen, brauchen wir nur eine höchst glaubwürdige Quelle zu konsultieren: unseren eigenen Verstand. Wenn wir es wagen, uns selbst ehrlich zu hinterfragen, stellen wir fest, dass wir ständig einige ausgesprochen negative Gedanken über andere haben, ohne dass diese unsere Zuneigung zu ihnen in irgendeiner Weise grundsätzlich beeinträchtigen.

Wir können ein Familienmitglied tief verehren und gleichzeitig feststellen, dass diese Person schrecklich aussieht (vor allem die Nase und neuerdings auch das Haar). Wir können einen Freund oder eine Freundin sehr respektieren, obwohl wir ihn oder sie in der Öffentlichkeit als irritierend selbstgefällig erleben. Wir können uns einem nahestehenden Menschen sehr nahe fühlen und ihn dennoch nicht zu einer Party einladen wollen, weil uns gewisse Dinge an ihm peinlich sind. Und wir können es genießen, mit einem*einer Kolleg*in zu flirten, und uns dennoch unserem Partner oder Partnerin vollkommen treu sein.

Mit anderen Worten, wir wissen (oder haben zumindest die Möglichkeit zu wissen), dass Liebe und Wohlwollen leicht neben äußerst scharfer Kritik existieren können.

Die andere Person darf nicht so von uns denken, wie wir von ihr

Doch so sehr wir dies in der Theorie über uns selbst verstehen, scheinen wir weitgehend unfähig zu sein, eine vergleichbare Komplexität bei anderen anzuerkennen. Sie sind – im Gegensatz zu uns selbst – entweder für oder gegen uns.

Sie müssen uns entweder ganz und gar lieben, oder wir müssen davon ausgehen, dass sie uns hassen. Sie müssen grundsätzlich auf unserer Seite stehen, oder gelten als Todfeinde. Wir können nicht dulden, dass sie irgendetwas von dem kritischen Blick, der Missbilligung oder der Kleinlichkeit haben, die unser eigenes Denken fortwährend durchziehen. Infolgedessen sind wir viel anfälliger für Ärger – und Misstrauen – als wir es sein könnten.

Die Erklärung für diese moralische Asymmetrie könnte ihre Wurzeln an einem verletzlichen Ort haben: in der Art und Weise, wie sich unsere Eltern und Bezugspersonen in unserer Kindheit uns gegenüber verhalten haben.

Aus den besten Motiven heraus haben diese Erwachsenen vielleicht ihre gröberen Gedanken vor uns verborgen und uns eine Reinheit der Gefühle suggeriert, die uns ein verzerrtes Bild davon vermittelt hat, was verlässliche Liebe ausmacht. Sie haben vielleicht sorgfältig verschleiert, dass sie unser Aussehen nicht immer mochten oder uns für ein bisschen weinerlich hielten oder sich manchmal von unseren Gesprächen gelangweilt fühlten oder in gewisser Weise lieber mit unserem Geschwisterchen abhingen – Wahrheiten, die sehr schmerzhaft und trotzdem völlig mit aufrichtiger Liebe vereinbar gewesen sein könnten.

Hätten wir gewusst, dass unsere frühen Bezugspersonen nicht immer in jeder Hinsicht „nett“ waren (und vielleicht sich im Stillen darüber gefreut haben, als wir endlich ins Bett gingen oder die Schule wieder anfing), dann hätten wir es nicht nötig gehabt, unsere eigene Loyalitätsmesslatte so hoch zu legen – oder so verärgert und beleidigt zu sein, wenn andere sie nicht erreicht haben.

Wenn wir das nächste Mal erfahren, dass ein*e Partner*in der Meinung ist, dass unser Lieblingsoutfit hässlich ist, oder lieber mit einer anderen Person ins Museum geht, können wir uns an eine zunächst schmerzhafte, aber letztlich erlösende Wahrheit klammern: Vielleicht liebt er oder sie uns trotzdem sehr. Wir haben nur ein falsches Bild davon, was das bedeutet. Vielleicht werden wir viel mehr geliebt, als wir dachten – wenn wir uns, mit Blick auf uns selbst, erst einmal daran erinnern, wie groß die Vorbehalte sind, die wahre Liebe mit sich bringen kann.


Willst Du mehr darüber lernen, wie Du ein gutes und erfülltes Leben führst?

Die School of Life unterstützt Dich bei Deiner persönlichen und beruflichen Entwicklung mit den besten Ideen aus Philosophie, Psychologie Kunst und Kultur.

Wie man sein selbstvertrauen stärkt

Wie ich den Job finde, der zu mir passt

By The School of Life

Diesen Artikel teilen

Verwandte Themen

2 Fragen, um die Beziehung zu retten

Nur wenigen Paaren ist wirklich bewusst, dass ihre Beziehung ständig gepflegt werden muss. Jeder Tag bringt kleine Herausforderungen mit sich – Enttäuschungen, Frustrationen, Irritationen –, die sich zwischen die scheinbar…

Jetzt ansehen