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Wie wir besser mit unseren Stimmungen umgehen

Wie wir besser mit unseren Stimmungen umgehen

Weit mehr als wir wahrhaben wollen, leben wir unter dem Einfluss von Stimmungen. Auch unser Selbstwertgefühl ist ausgesprochen anfällig für Schwankungen. Es gibt durchaus Zeiten, in denen wir mit uns selbst und dem Urteil anderer einigermaßen zurechtkommen. Wir blicken mit einem gewissen Optimismus in die Zukunft und verzeihen uns all die elenden Fehler der Vergangenheit. Dann aber kippt die Stimmung. Es plagt uns Reue, wir fühlen uns unwürdig, schuldig, schwach und fürchten Verachtung, Vergeltung, ja: eine Katastrophe.

Dabei ist es gar nicht so einfach zu verstehen, was unsere Stimmungsschwankungen verursacht. Ein Tag, der energetisch und zuversichtlich begann, kann in Selbsthass und Tränen enden. In Windeseile wird das Gefühl, endlich die Kurve gekriegt zu haben und auf dem Weg nach oben zu sein, von der Gewissheit abgelöst, dass wir nichts weiter sind als ein kosmischer Irrtum.

Ganz offensichtlich ist es unmöglich, solche Stimmungsschwankungen zu verhindern. Aber wir können lernen, besser damit umzugehen, so dass unser Absturz sanfter, unsere Traurigkeit kontrollierbarer und unsere Unbeständigkeit weniger beschämend ist.

Im Umgang mit Stimmungen gibt es ein paar Dinge zu beachten:


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Akzeptiere Deine Verletzlichkeit

Unsere Stimmungen sind äußerst anfällig für Störungen durch sogenannte „Kleinigkeiten”. Dass wir einer extrem sensiblen Spezies angehören, hat viel Gutes, ist aber bisweilen verhängnisvoll. Wir können nicht erwarten, bei einer Mozart-Arie oder vor einem Selbstporträt von Rembrandt dahinzuschmelzen, aber cool zu bleiben, wenn der*die Liebhaber*in das Gesicht verzieht oder ein Kunde gleichgültig über uns hinwegguckt. Statt uns für unsere Dünnhäutigkeit zu schelten, sollten wir uns darauf einstellen, dass die außergewöhnliche Offenheit für Erfahrungen, die wir besitzen, nicht ohne Konsequenzen bleibt.

Achte darauf, mit wem Du Dich umgibst

Verzichten wir darauf, unser Sozialleben aktiv zu gestalten, finden wir uns schnell in der Gesellschaft von Menschen wieder, die sich fälschlich als unsere Freund*innen bezeichnen. Hinter ihrer Freundlichkeit verbergen sie latente Feindseligkeit, verheerendes Konkurrenzdenken, selbstverliebte Überdrehtheit oder starrköpfigen Moralismus. Wenn wir mit uns selbst befreundet sein wollen, müssen wir lernen, unsere Kontakte sorgfältig auszuwählen – und all die Schwindler*innen, die uns schlecht gelaunt machen, auszusortieren.

Lass Dich trösten

Der einzige große Trost in einem Stimmungstief ist die richtige Art von Gesellschaft: Menschen, die uns versichern, dass wir dazugehören, dass Traurigkeit ein wichtiger Teil des Lebens ist und unsere Fehler immer auf ihr Mitgefühl treffen werden. Diese tröstenden Seelen haben gelitten, sie haben sich selbst gehasst und gelernt, über die Absurdität des Lebens zu lachen. Das Wichtigste ist vielleicht ihre freundschaftliche Reaktion auf unsere schlechte Laune: Sie akzeptieren unsere Fehler und erinnern uns an ein, zwei Defizite, die sie selbst haben.

Tu Deinem Körper Gutes

Zum Teil hängen unsere Launen einfach mit unserem Körper zusammen. Etwa damit, wie lange wir geschlafen oder wie viel Wasser wir getrunken haben oder ob wir gerade irgendwelche Viren bekämpfen. Aber weil das ein demütigender Gedanke sein kann, ist die Versuchung groß zu behaupten, unser Denken und Urteilen entspränge ausschließlich der Vernunft. Klüger wäre die Vorstellung, dass das meiste, was uns durch den Kopf geht, mit Vorgängen im Körper zu tun hat. Es ist nicht alles vorbei! Du bist nicht der schlechteste Mensch auf Erden! Du solltest Dich lediglich mal für eine halbe Stunde hinlegen oder ein Glas Orangensaft trinken.

Halte Deine Stimmung auf Abstand

Stimmungen sind herrschsüchtige Wesen. Sie tun so, als verfügten sie über absolute Gewissheiten und behaupten selbstgefällig, unser Liebesleben sei längst vor die Hunde gegangen oder eine berufliche Situation nicht mehr zu retten. Aber eigentlich bluffen sie nur. Denn Stimmungen geben zwar vor, unser ganzes Wesen auszumachen, sind aber lediglich flüchtige Zustände des Geistes. Beherzt stellen wir fest, in welcher Stimmung wir uns befinden, geben ihr aber nicht nach. Wir ignorieren sie – und wechseln das Thema. So stellen wir einen kleinen Abstand her zwischen ihr und unserem bewussten Selbst. Eine gute Idee kann auch sein, genau das Gegenteil dessen zu tun, was sie befiehlt: Einen Menschen zu treffen etwa, statt uns in unser Schneckenhaus zurückzuziehen. Oder spazieren zu gehen, statt in Embryohaltung auf der Couch zu liegen.

Verbanne die Stimmen in die Vergangenheit

Es scheint so, als hätten unsere negativen Stimmungen mit etwas zu tun, das vor uns liegt, aber eigentlich sind sie vor allem Symptome vergangener Probleme. Sie entspringen der Erinnerung an Menschen in unserem Umfeld, die uns einst mit einer gewissen Autorität beschieden, nicht gut genug zu sein und hoffnungslos zu versagen. Sie ermahnten uns, uns gefälligst zu schämen und warnten, die Katastrophe stünde direkt vor der Tür. Wir sollten diese Stimmen dahin verbannen, wo sie hingehören: in die Vergangenheit. Und ihnen verbieten, über die Gegenwart zu urteilen. Denn unsere schlechte Laune hat viel mehr mit etwas Vergangenem zu tun, dass wir noch nicht ausreichend betrauert haben als mit einer Zukunft, die wir fürchten müssten.

Zünde ein Licht der Freundlichkeit an

Wenn uns eine finstere Stimmung quält, sollten wir ein kleines Licht anzünden – ein Licht der Vernunft und der Selbstliebe, das uns sagt, dass wir weder schrecklich sind noch etwas Unverzeihliches getan haben, sondern das Recht haben, wir selbst zu sein. In dem wärmenden Strahl dieses ersten Lichts können wir uns aufhalten, bis die Sonne wieder aufgeht.

Alles geht vorbei – auch schlechte Laune

Schlechte Stimmungen bestehen nicht nur darauf, berechtigt zu sein, sie wollen uns auch davon überzeugen, dass sie bis in alle Ewigkeiten andauern werden. Aber unser Selbstwertgefühl ist nicht stabil. Mal ist es größer, mal kleiner, mal strömt es, mal schwankt es. Wir bestehen nun mal vor allem aus Wasser, und das trifft auch auf metaphorischer Ebene zu. Darum ist es unnötig, sich damit zu quälen, dass eine Stimmung von Dauer sein könnte. Auch wenn wir nicht in der Lage sind, sie zu ändern, wissen wir doch immerhin, womit wir es zu tun haben: mit einer flüchtigen Stimmung, die sich binnen Stunden oder Tagen verzieht.
Anders gesagt – Auch das geht vorbei.


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By The School of Life

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